In ein Meer aus Licht getaucht – Der Weihnachtsbaum auf dem Place Kléber und der Glanz der Kathedrale
Strasbourg, im Herzen des Elsass gelegen, hüllt sich Ende November – wenn die letzten Spuren des Herbstes verschwinden – in eine leise, winterliche Atmosphäre. Sobald die Sonne untergeht, verwandeln sich die kopfsteingepflasterten Gassen in ein warm schimmerndes Lichterband. An Fenstern flackern Kerzen, als wollten sie den Beginn einer stillen „Wintergeschichte“ ankündigen.
Der Herbst 2025 war von kurzen Tagen und grauen Himmeln geprägt. Doch all das änderte sich am Mittwoch, dem 27. November 2025, als der Strasbourg Weihnachtsmarkt 2025 eröffnet wurde – wie ein großes Atemholen voller Licht. Überall in der Stadt erwachten kleine Inseln aus Wärme und Glanz. Schon ein Spaziergang über das Pflaster genügt, um das Herz höherschlagen zu lassen… Es ist der Moment, in dem Strasbourg erneut zu seiner Rolle als winterliche Lichterstadt erwacht.
Meinen ersten Besuch in dieser Stadt erlebte ich im Winter 2011. Seitdem bin ich jedes Jahr wiedergekehrt – und dennoch vergesse ich nie dieses stille Gefühl, das mein Herz damals ganz langsam warm werden ließ.
Der älteste Weihnachtsmarkt Frankreichs – und ein Ort, an dem das „Echte“ weiterlebt
Der Strasbourg Weihnachtsmarkt, 1570 gegründet, ist der älteste Markt Frankreichs. Nicht ohne Grund trägt die Stadt den ehrwürdigen Titel „Capitale de Noël“ – Hauptstadt der Weihnacht. Rund einen Monat lang, vom späten November bis Weihnachten, liegt ein sanfter Glanz über der Stadt. Heute gehören elf Schauplätze, rund 300 Holzchalets und mehr als drei Millionen Besucherinnen und Besucher zum festen Bild dieses Ereignisses.
Drei Millionen – das klingt vielleicht nach drängenden Menschenmassen. Doch keine Sorge.
Strasbourg hat in den letzten Jahren viel dafür getan, dem Markt wieder eine bodenständige, lokale und angenehm entschleunigte Atmosphäre zu verleihen. Neue Wegeführungen, klare Sicherheitskonzepte und Maßnahmen gegen Overtourism haben dazu geführt, dass man die einzelnen Stände wieder in Ruhe entdecken kann – fast so wie früher.
Ein Zeichen dieser Veränderung ist die sorgfältige Auswahl der Aussteller. Von den rund 300 Chalets wurden 2025 sieben neu vergeben, mit besonderem Fokus auf handwerkliche, umweltfreundliche und lokale Produkte.
Zudem entstand 2025 ein neuer Raum, der den Markt für alle Menschen zugänglicher und angenehmer macht:
In der Aubette am Place Kléber – dem Gebäude, in dem u. a. ein Apple Store untergebracht ist – wurde eine „Zone de répit“, ein Ruheraum, eingerichtet. Hier finden ältere Besucher, Familien mit kleinen Kindern oder einfach erschöpfte Spaziergänger einen warmen Ort zum Durchatmen.
Auch die Barrierefreiheit wurde verbessert, mit bevorzugten Zugangswegen und klaren Hinweisen für Menschen mit eingeschränkter Mobilität.
Die „Capitale de Noël“ möchte heute nicht nur schön, sondern für jeden ein warmer, sicherer Platz sein.
Thema 2025: „Rückkehr zu den Wurzeln“ – Die Adventskränze als Symbol
Das Thema des Strasbourg Weihnachtsmarkts 2025 lautet „Retour aux sources“ – Rückkehr zu den Quellen. Im Mittelpunkt: Natur, Tradition und lokale Verankerung.
Symbolisch wird dies durch den Adventskranz: Die vier Kerzen stehen für Frieden (Paix), Hoffnung (Espérance), Freude (Joie) und Liebe (Amour).
Es ist ein Bild, das perfekt zu Strasbourg passt – einer Stadt, die seit Jahrhunderten versucht, die Wärme echter Tradition an moderne Zeiten weiterzugeben. Wer abends in den Straßen das goldene Licht betrachtet, spürt diese Botschaft ganz ohne Worte: weniger glitzernd als wohltuend, weniger laut als verbindend.
Ein „Weihnachten des Herzens“.
Der Winterriese – Der große Weihnachtsbaum auf dem Place Kléber
Kein Besuch des Strasbourg Weihnachtsmarkts ist vollständig ohne den riesigen Weihnachtsbaum auf dem Place Kléber, im Herzen der Altstadt.
Der Baum ist etwa 30 Meter hoch, über 70 Jahre alt und stammt 2025 aus dem Staatswald von Saint-Quirin in den Vogesen. Als er vor einigen Wochen aufgestellt wurde, wirkten seine Äste noch ungleichmäßig – doch die erfahrenen Hände der Handwerker formten daraus eine geradezu ideale Silhouette.
In diesem Jahr trägt der Baum Dekorationen, die vom Geist des Adventskranzes inspiriert sind:
・Kerzen – Hoffnung
・Tauben – Frieden
・Elsässische Fachwerkhäuschen – Geselligkeit
・Herzen im Kelsch-Muster – Liebe
Natürliche Materialien und warmes Licht geben dem Platz einen stillen, fast poetischen Wintercharakter.
Bei Einbruch der Dämmerung versammelt sich eine wachsende Menge am Fuß des Baumes, um den Moment der Illumination zu erleben.
Zwischen 16 und 21 Uhr findet jede Stunde eine etwa sechseinhalbminütige Lichtshow statt – ein sanftes Zusammenspiel aus Musik und Licht.
Zwischen 22 und Mitternacht leuchtet der Baum ohne Musik weiter.
Sein Zauber zeigt sich doppelt: am Tag in den Details seiner Äste, am Abend in einem Licht, das an ein Märchen erinnert.
Rund um die Kathedrale – Wo Licht und Stille einander begegnen
Der zweite zentrale Schauplatz liegt rund um die Cathédrale Notre-Dame de Strasbourg.
Ihr gotischer Turm ragt wie eine steinerne Spitze in den Winterhimmel, und von der Rue Mercière aus erscheint die Fassade mit ihren Engeln und dem großen Rosettenfenster wie Teil eines übergroßen Bildes.
2025 wirkt die Illumination etwas zurückhaltender – ein Vorteil, denn so steht die natürliche Erhabenheit der Kathedrale noch stärker im Mittelpunkt. Drinnen erwartet die Besucher eine Krippe, kunstvolle Tapisserien aus dem 15. Jahrhundert und eine Atmosphäre, die an stille Weihnachtsnächte erinnert.
Während draußen geschäftiges Treiben herrscht, begegnet man hier der Stille des Lichts.
Der Adventskranz im Innenhof des Rathauses – Ein Ort der leisen Andacht
Im Innenhof des Rathauses wurde 2025 ein großer Adventskranz installiert. Kerze für Kerze, Woche für Woche, leuchten hier Hoffnung, Freude, Frieden und Liebe auf.
Abseits des Trubels verweilen Besucher in Stille, betrachten die Flamme und teilen einen Moment, der fast wie ein Gebet wirkt.
Place Broglie – Wo Geschichte lebendig bleibt
Der Place Broglie, auf dem schon 1871 – während der deutschen Zeit Straßburgs – Weihnachtsmärkte stattfanden, ist ein Ort voller Tradition. Zwischen den Holzständen duftet es nach Zimt, Nelken und elsässischem Gebäck.
Hier genießt man am besten einen Vin chaud, den elsässischen Glühwein – und vielleicht ein Gespräch mit Einheimischen, das wie ein kleines Geschenk wirkt.
Seit 2021 wurde die Zahl der Stände reduziert, wodurch der Platz heute ruhiger und angenehmer zu erkunden ist.
Petite France – Ein winterliches Postkartenmotiv
Das Viertel Petite France, mit seinen Fachwerkhäusern und Kanälen, zeigt Strasbourg von seiner romantischsten Seite. Besonders im Winter wirkt alles wie ein stimmungsvolles Gemälde.
Auf dem Place Benjamin-Zix findet man die berühmten Glaskugeln aus Meisenthal.
Jedes Stück wird von Hand gefertigt, und im Licht strahlen sie mit einer besonderen Zartheit – ein wunderbares Geschenk und eine kleine, leuchtende Erinnerung an den Besuch.
Ein Geheimtipp – Place Louise-Weiss
Weniger bekannt, aber von den Einheimischen geliebt, ist der Place Louise-Weiss.
Hier verkaufen kleine Produzenten und Winzer ihre Spezialitäten – authentisch, ruhig, ein Weihnachtsmarkt mitten im Alltagsleben der Stadt.
Kulinarische Wärme – Wintergenuss im Elsass
Der Duft von Gebäck und Gewürzen begleitet jeden Schritt durch den Markt. Neben Brezeln und Bredele sollte man sich etwas Gutes gönnen: eine Flammekueche oder – für Feinschmecker – Foie gras.
Wer Foie gras in ungezwungener Atmosphäre probieren möchte, dem empfehle ich das traditionelle Restaurant Maison Kammerzell nahe der Kathedrale.
Hier gibt es kleine Gerichte, die einen sanften Einstieg in die elsässische Küche ermöglichen.
Das Tor zur Stadt – „Strasbourg Capitale de Noël“
Das leuchtende Eingangstor „Strasbourg Capitale de Noël“ ist der erste Gruß der Stadt an ihre Besucher.
Wer mit dem Bus ankommt, erlebt hier den magischen Moment, in dem die Weihnachtszeit beginnt.
Wer vom Bahnhof aus die Stadt erkundet, durchschreitet es oft zum Abschluss – wie ein letzter, schöner Bogen am Ende eines winterlichen Märchens.
Zum Schluss – Eine Stadt aus Licht und Wärme
Hebt man den Blick, funkelt irgendwo immer ein Licht.
Der Strasbourg Weihnachtsmarkt ist mehr als ein touristisches Ziel – er ist eine winterliche Landschaft, die das Herz wärmt.
Zwischen Tradition und Neuem, zwischen Trubel und Stille findet jeder Besucher seinen eigenen, stillen, besonderen Moment.
Ein Glas Vin chaud, ein Lächeln, ein Schritt über das alte Pflaster – und schon entsteht eine Erinnerung, die bleibt.
Kleine Anekdote: Ein unvergesslicher Moment
Bei der vorgezogenen Illumination am Wochenende geschah etwas völlig Unerwartetes: Beim „3, 2, 1…“ drückte der Ehrengast auf den Knopf – und plötzlich kippte das Podest mit einem lauten „Rums“ leicht zur Seite. Für einen Augenblick erstarrte der Platz, doch dann brach herzhaftes Lachen aus.
Ein typisch straßburgischer Beginn der Weihnachtszeit – mit Humor und Herzlichkeit.
Praktische Infos & Sicherheit
Zeitraum: 26. November – 24. Dezember 2025
Öffnungszeiten: täglich 11:30–21:00 (26. November ab 14:00, 24. Dezember bis 18:00)
Christmas Lights:
21. November 2025 – 5. Januar 2026
Beleuchtung des großen Weihnachtsbaums
Lichtshow: 16:00–21:00, stündlich ca. 6 Min.
Beleuchtung ohne Musik: 22:00 / 23:00 / 24:00
Sicherheitsmaßnahmen
・Gepäckkontrollen an allen Zugängen zur Grande Île
・Zugang zur Kathedrale nur über die Südseite
・Geschlossene Tramstationen während der Öffnungszeiten:
Broglie / Alt Winmärik / Langstross Grand’Rue
・Mögliche temporäre Schließung: Homme de Fer
・Einbahnregelungen an Wochenenden bei starkem Andrang
Ein letzter Gedanke
Möchten Sie in diesem Winter ein Licht finden, das nicht nur die Stadt, sondern auch das Herz erhellt?
Die Nächte in Strasbourg gehören dem Licht – einem Licht, das wärmt.
Wer zum ersten Mal kommt, mag sich fragen:
„Ist es abends nicht zu kalt? Wo beginne ich am besten?“
Für genau diese Fragen habe ich eine empfohlene Abendroute zusammengestellt:
👉🏻 „Ein Tag in Strasbourg – Ein Modellkurs für den Weihnachtsmarkt“
Damit lässt sich die Stadt effizient, warm und voller Freude entdecken.
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