Rhythmus verloren, Kraft vergeudet: Mein Aha-Moment an ‚L’éloge de l’ombre‘ (7a+)

Beim Klettern im Freien trifft man unweigerlich auf zwei Arten von Routen: solche, die im Einklang mit deinem Bewegungsfluss stehen – und solche, die sich einfach „falsch“ anfühlen. Mit „Flow“ meine ich dieses intuitive Wechselspiel: Du greifst mit rechts, der linke Zug folgt wie von selbst. Wenn der Rhythmus stimmt, läuft alles geschmeidig. Wenn nicht, kostet jeder Zug unnötige Kraft – und der Pump kommt schneller als gedacht.

Kuhfels: L’éloge de l’ombre“ (7a+) 


So ging es mir bei meiner letzten Session an „L’éloge de l’ombre“ (7a+) in Kuhfels, einem wenig bekannten Klettergebiet in den Vogesen. Genau dieser Typ Route, bei dem der Rhythmus einfach nicht stimmen wollte. Die ersten zwei Exen waren brutal – kraftintensiv, unübersichtlich, und jedes Mal war ich vor dem eigentlichen Schlüsselzug schon platt. Anfangs dachte ich: „Mit frischer Power geht das schon irgendwie.“ Falsch gedacht.


Beta überdenken – Durchbruch finden 

Nach mehreren Versuchen habe ich mir den Ablauf genauer angesehen – und festgestellt, dass ich meine rechte Hand viel zu sehr belastet habe. Die Bewegungsfolge war etwa so: 

1️⃣ Start → Linke Hand in die Tasche

2️⃣ Rechte Hand in die nächste Tasche

3️⃣ Rechte Hand auf Leiste

4️⃣ Hochtreten → Linke Hand auf Leiste

5️⃣ Rechte Hand überkreuz auf eine Zange

6️⃣ Rechte Schulterbewegung → Clip


Der kniffligste Teil: von der rechten Tasche zur linken Leiste entlang eines Risses mit schwer sichtbaren Griffen. Ich zögerte jedes Mal, verlor Energie und den Flow. Also: Sequenz isoliert üben, gezielte Bewegungen verfeinern – und voilà, plötzlich lief es rund.


Der Durchstieg! 

Mit präziseren Bewegungen und besserem Flow konnte ich meine Kräfte sparen und den Crux mit Reserven angehen – und endlich durchsteigen! Diese Route war eine klare Erinnerung daran, dass man sich auf den Grad allein nicht verlassen sollte. Nicht Kraft entscheidet – sondern effiziente Beta und das richtige Bewegungsgefühl.


Tipp fürs Felsklettern: 

Flow statt Frust Draußen gibt es keine markierten Griffe wie in der Halle. Jeder Zug ist deine eigene Entscheidung – wohin greifen, wie positionieren, welche Lösung passt zu deinem Stil. Wenn sich eine Route nicht richtig anfühlt, hilft es oft, die Bewegungsabfolge neu zu denken. Manchmal ist genau das der Schlüssel zum Erfolg.


Kuhfels

Kuhfels ist ein typisches elsässisches Klettergebiet mit 79 Routen und bis zu 20 m hohen Wänden. Besonders beliebt sind die Sektoren Adieu plancher des vaches und La tour infernale. Ein Ort mit Charakter – und echtem Lernpotenzial für alle, die sich weiterentwickeln wollen.

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